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Ein wesentlicher Bestandteil einer Psychotherapie bedeutet für mich gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden, was er eigentlich will und warum er sein Ziel noch nicht in Angriff genommen hat. Es geht darum sich selbst kennen zu lernen, die eigenen Hindernisse und Verletzungen zu verstehen. Daraus zu lernen, sich aus seinem inneren gefangen sein heraus zu entwickeln. Das Untersuchen und Begreifen der Vergangenheit wird als Hilfsmittel benützt um die gegenwärtigen Beziehungen zu sich und anderen zu erforschen und daraus Möglichkeiten zu finden sie zu verändern.

Gesellschaftliche Ideale, Ideen und familiäre Wunschträume erscheinen für den Einzelnen oft erstrebenswert, da sie Halt und Leitfunktion bieten. Um tatsächlich hilfreich für die Identitätsbildung zu sein, braucht es eine entsprechende Übereinstimmung mit den inneren Vorstellungen, mit dem Wesen und dem Leben eines Menschen. Passen innere und äußere Bilder nicht einigermaßen zusammen, bedeutet es meist Unglück, Enttäuschung und Leid.

Der therapeutische Prozess setzt sich mit psychischen Kräften auseinander, die innerhalb eines Menschen miteinander in Konflikt stehen. Gedanken, Gefühle und Verhalten, sowohl angepasster als auch schädigender Art, sind das Resultat dieser miteinander in Konflikt stehenden Kräfte, die auch völlig unbewusst sein können.

Die Konfrontation mit unserer eigenen existentiellen Situation erinnert uns aber auch daran, dass psychologische Konstrukte von uns selbst geschaffene dünne Barrieren gegen den Schmerz der Unsicherheit sind. Psychotherapie ist eine heilsame Auseinandersetzung mit diesem Schmerz.

Fotos Franz Nest ©